Unsere Praxis

Sie sieht für viele Besucher nicht aus, wie sie es von einer Arztpraxis erwarten. Sie befindet sich in älteren Räumen, in denen seit Jahrzehnten Arztpraxen waren. Als ich die Praxis 1993 von meinem Vorgänger (Dr. Eduard Dolder) übernahm, wollte ich sie sanft renovieren und habe nur kleinere bauliche Aenderungen unternommen. So handelt es sich um einen gewachsenen, manchmal etwas unzweckmässigen aber oft auch bewährten Altbau mit allen Vor- und Nachteilen.

Leider ist die Praxis nicht rollstuhlgängig, wir haben sie aber an den wichtigsten Stellen mit Geländern und Handläufen versehen.

Es ist mir wichtig, dass die Praxis nicht unmittelbar die gängigen Arzt- und Medizinvorstellungen hervorruft. Bei vielen Leuten weckt das sonst übliche helle Weiss und die speziellen Gerüche Erinnerungen und Einstellungen, die oft hinderlich sind. Mit einfacher Einrichtung und durch reichlichen Einsatz von Farben (zB. gemalte Türen) und Holz möchten wir eine andere Atmosphäre bewirken. Auch versuchen wir, die Werbung der Medizinalindustrie möglichst zu vermeiden. Sie finden also in unserem Wartezimmer kein durch Pharmavertreter gewartetes "Informationsgestell", auch wenn das Wartezimmer so weniger professionell beeindruckt.

Ein weiteres wichtiges Anliegen ist für uns die Nachhaltigkeit und Schonung der Umwelt. Das ist in einem Altbau nicht immer ohne Abstriche möglich. Viele einfache Massnahmen sind machbar und wirksam, aber arbeitsmässig etwas aufwändig oder für unüberlegte Beurteilung unvorteilhaft. So zum Beispiel Zurückhaltung in der Verwendung von modischem weissem Papier, nächtliches Schliessen der Fensterläden im Winter, kleines Auto, Zurückhaltung in der künstlichen Beleuchtung etc.

Unsere Patienten kommen meist aus dem Dorf oder aus der Nähe. Es sind Kinder, Greise, Berufstätige und Familienfrauen, Pendler, Angestellte, Bauern oder von der Gesellschaft abgelehnte Sonderlinge... Wir haben aber auch ziemlich oft Asylbewerber, zB. aus Afrika oder dem nahem Osten. Diese Vielfalt ist wahrscheinlich etwas vom interessantesten an meinem Beruf. Man merkt aber auch bald, wie schwierig es ist, all diese verschiedenen Erlebnisweisen zu erahnen um sinnvoll ärztlich handeln zu können.

Wir haben in der Praxis ein kleines Labor, das der Praxisassistentin ermöglicht, die wichtigsten Blut- und Urinuntersuchungen zu machen. Dies ist für uns eine wichtige Grundlage für die Diagnostik. Leider hat sich in letzter Zeit der Tarif nach dem die Krankenkassen diese Untersuchungen vergüten sehr verschlechtert. Einzelne Tests schicken wir darum wieder ins Grosslabor ein, obwohl wir bisher die Untersuchung selber machen konnten. Da wir ein kleines Labor sind, sind leider die Testpackungen oft zu gross für uns und wir müssen einen Teil der Proben wegen dem Verfalldatum fortwerfen. Einige sehr nützliche Notfalltests machen wir trotz fehlender Rentabilität. Schön wäre es schon, wenn es dazu unserem Bedarf entsprechende Packungsgrössen gäbe!

Wir machen in der Praxis keine Röntgenbilder. Bei der Praxiseröffnung haben wir seinerzeit den Apparat vom Vorgänger beseitigt, denn der damalige Sptal Wald war diesbezüglich gut ausgerüstet. Unterdessen hat es sich aber bewährt, die Untersuchungen im Sptal Wetzikon oder der Höhenklinik machen zu lassen. Die dortigen Apparturen sind technisch auf einem sehr guten Stand und die Bilder werden von einem kompetenten Facharzt beurteilt. Diese Vorteile wiegen den Weg meist auf.

Eine Arztpraxis ist heute kaum mehr möglich ohne Computer. Ich habe mich damit eingehend befasst und komme immer noch zum Schluss, dass unser Praxiscomputer mit den Patientendaten nicht am Internet angeschlossen werden soll. Das macht unsere Abläufe etwas komplizierter, denn in den meisten Praxen ist es unterdessen üblich, den Computer (hinter Schutzvorrichtungen) direkt am Internet zu haben. Die Abrechnungsdaten müssen wir allerdings (in der Folge des Tarmed) - wie die anderen Praxen auch - in anonymisierter und verschlüsselter Form an einen Trustcenter-Server auf dem Internet übermitteln. Falls die PatientInnen ihre Rechnung an die Kasse weiterleiten, können diese die Patientenrechnungen mit dem auf der Rechnung aufgedruckten Code abholen, entschlüsseln und dem Patiennamen zuordnen.

Unsere Praxis führt auch eine kleine Apotheke (Selbstdispensation). So kennen wir die abgegebenen Medikamente aus eigener Anschauung und es ist für sie einfacher. Ja es stimmt, dass wir auch an den Medikamenten verdienen, schliesslich muss ja das Geld in einem Betrieb irgendwo herkommen. Es ist zwar lange nicht so viel, wie am TV und in den Zeitungen geschrieben steht. Die Apotheke beinhaltet halt auch oft Verlustgeschäfte, wie abgelaufene Verfalldaten, in der Eile nicht aufgeschriebene Abgaben, Preisabschläge bei gelagerten Medikamenten. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass ich deswegen mehr Medikamente abgebe als ich würde, wenn der Apotheker sie verkaufte. Wir verordnen auch möglichst viele Generika (preisgünstigere Medis).- Als kleine Praxis können wir leider kein grosses Lager führen, so dass es manchmal besser ist, ein nicht gerade gängiges Mittel telefonisch vorzubestellen. In Einzelfällen lassen wir die Post die Medi dem Patienten schicken.- Viele Behandlungen können auch mit pflanzlichen Mitteln (Phytotherapeutika) versucht werden. Das hat mich schon immer interessiert und ich habe mich auch entsprechend ausgebildet. Leider ist dieses Interesse im Rahmen des heute üblichen Betriebs einer für alle möglichen Arten von Patienten geführten Praxis etwas in den Hintergrund getreten. Ich beschränke mich oft eher darauf, Patienten bezüglich der Anwendung solcher Mittel zu beraten, wenn sie diese schon zu Hause haben und anwenden.


Herausgabe:
H.R. Epprecht, Facharzt Allgemeinmedizin
Arztpraxis
Sonneckstr. 10, CH-8636 Wald ZH

Letzte Aenderung dieser Seite am 31.10.2010.